Reuß Heinrich  

(1855 - 1910)   

  

Ein musischer Prinz

 

Unter Operettenfreunden ist „Reuß-Schleiz-Greiz“ untrennbar mit einem tenoralen Schürzenjäger und einem lustigen Minister im 1899 postumuraufgeführten „Wiener Blut“ des Johann Strauss Sohn verbunden. Die vom alten Geschlecht der „Reußen“ regierten thüringischen Ländchen galten als Paradebeispiele skurriler deutscher Kleinstaaterei. Noch dazu scheitert der Minister ständig in bester Komödienmanier an den Tücken des Wiener Dialekts.  

 

Heinrich XXIV. Prinz Reuß lebte und wirkte damals mit Frau und Kindern in einem seiner Stammsitze, dem Schloss Ernstbrunn in Niederösterreich. Er stammte auseinem nicht regierenden Zweig der Familie, in der alle Männer seit dem 13. Jahrhundert Heinrich hießen und heißen, weil der Stammvater ein getreuer Gefolgsmann des Kaisers Heinrich VI. gewesen war. Er kannte und schätzte den Brahms-Freund Strauss. Das satirische Bühnenleben der Diplomaten seiner Dynastie war ihm offenbar egal. Dieser fürstliche Heinrich, der Sohn eines als Komponistdilettierenden Vaters, hatte zwar auch Jus studiert, war aber von Jugend anMusiker aus Leidenschaft. Sein Lehrer war der Brahms-Apostel Heinrich von Herzogenberg und manchmal sogar der Meister persönlich, von dem er nach eigener Aussage „in zehn Minuten mehr“ lernte als in Monaten von Herzogenberg.  

 

Zu Lebzeiten zählte er zu den anerkannten Mitgliedern des Brahms-Kreises, sogar ein Max Reger bewunderte die handwerklich formvollendeten Kompositionen desPrinzen. Doch wer kennt heute seine 6 Symphonien oder seine 4 Streichquartette?

 

Gottfried Franz Kasparek

 

 

 

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